Wissenswertens: Was ist Biomechanik?
Hierzu gebe ich euch ebenfalls einen guten Artikel, den ich gefunden habe.
Grundsätzlich ist die Biomechanik die Wissenschaft, die sich mit den Bewegungsabläufen im biologischen System sowie den Funktionen von biologischen Bewegungsapparaten beschäftigt. Die Biomechanik erklärt, wie ein Körper - egal, ob vom Menschen oder vom Tier - in seiner Gesamtheit funktioniert. Dazu gehört das Zusammenspiel aus Sehnen, Bändern, Gelenken, Knochen und Muskeln. Schaut man sich die Biomechanik des Pferdes an, kann jede Bewegung erklärt werden. Wenn ein
Pferd lahmt, lässt sich genau erklären, woher die Lahmheit kommt und wieso das Pferd eine Ausgleichsbewegung macht. Genauso verhält es sich beim Menschen und anderen Lebewesen.
Die Beeinflussung der Biomechanik von Pferd und Reiter
Wie jeder Reiter weiß, beeinflussen sich Pferd und Reiter immer gegenseitig. Hat der Reiter eine Verspannung im Rücken, blockiert er mit hoher Wahrscheinlichkeit im Becken. Durch das Blockieren des Beckens kann der Reiter nicht optimal mitschwingen und ist in seiner Bewegung eingeschränkt. Dies hat zur Folge, dass auch das Pferd in seiner Bewegung eingeschränkt wird. Das Resultat ist häufig ein klemmendes Pferd. Gerade junge Pferde, die noch nicht in der Balance sind, benötigen einen besonders ausbalancierten Reiter. Denn ein Reiter, der im Gleichgewicht sitzt, kann dem Pferd helfen, Stabilität im Bewegungsablauf zu erlangen. Sitzt der Reiter jedoch nicht im Gleichgewicht, muss das Pferd sich selbst und zusätzlich noch den Reiter ausbalancieren.
Theorie vs. Praxis
Häufig ist Reitern gar nicht bewusst, wieso, weshalb und warum sie die Hilfen so geben, wie sie es tun. Sie verlassen sich auf ihr Gefühl und ihren Reitlehrer. „Das ist auch nicht immer schlecht. Aber wieso genau schwankt das Pferd, wenn der fliegende Galoppwechsel nicht an der Bande, sondern auf der freien Linie geritten wird?“ , hinterfragt Jannik Bode. Wird das Misslingen des fliegenden Galoppwechsels genau analysiert, wird schnell klar, wieso Probleme auftreten können. In vielen Fällen sind diese auf die natürliche Schiefe des Pferdes und somit die mangelnde Geraderichtung zurückzuführen. Ist das Pferd schief, ist die Lastaufnahme auf beiden Hinterbeinen ungleich verteilt. Jannik Bode ist davon überzeugt, dass sich jeder Reiter bewusst machen sollte, wie sich die Biomechanik des Pferdes verhält, um korrekt einwirken und einzelne Lektionen verbessern zu können. Versteht der Reiter seine eigenen Bewegungsabläufe und die des Pferdes nicht vollständig, wird er kaum richtig einwirken und dem Pferd erklären können, was von ihm verlangt wird.
„Wenn ich die Hilfengebung in der Theorie verstanden habe, fällt es mir deutlich leichter, sie in der Praxis umzusetzen.“
Ein gutes Körpergefühl als Schlüssel zum ausbalancierten Sitz
Der Sitz des Reiters ist elementar für die Losgelassenheit des Pferdes. Daher ist es umso wichtiger als Reiter uneingeschränkt mitschwingen und locker im Gleichgewicht sitzen zu können. Den guten Sitz erlangt der Reiter nicht immer nur durch das regelmäßige Training im Sattel, sondern auch durch Ausgleichssport, wo mit einer hohen Wirksamkeit gezielt an körperlichen Defiziten gearbeitet werden kann. Jannik Bode empfiehlt drei Möglichkeiten, wie der Sitz des Reiters verbessert werden kann: Sitzlonge, Franklin Bälle oder das Bewegungstraining nach Eckart Meyners. Bei der sogenannten Sitzlonge longiert der Reitlehrer das Pferd samt Reiter im Sattel. Der Reiter hat die Möglichkeit, sich voll und ganz auf sich selbst und seine Biomechanik zu konzentrieren und kann durch die Unterstützung des Reitlehrers verschiedene Übungen ausführen. Eine weitere Möglichkeit ist die Arbeit mit Franklin Bällen und Bändern. Diese Methode kann der Reiter sowohl alleine als auch im Reitunterricht nutzen, um sein Gefühl und seinen Sitz zu verbessern.
Außerdem gibt es noch das Bewegungstraining nach Eckart Meyners, das sowohl am Boden als auch auf dem Pferd ausgeführt werden kann. Dadurch bekommt der Reiter deutlich mehr Gefühl für seinen Körper. Dies hilft dem Pferd, da der Reiter sein Pferd weniger durch seine eigene Biomechanik einschränkt, sondern ihm vielmehr durch einen lockeren Sitz helfen kann, sich uneingeschränkt und ausbalanciert bewegen und schwingen zu können.
Unterstützende Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Problemen der Biomechanik
Zeigt ein Pferd bereits Probleme im Bewegungsablauf oder hat Rittigkeitsprobleme, kann ein Osteopath oder ein Physiotherapeut häufig erste Abhilfe schaffen. Probleme der Rittigkeit haben ihre Ursache nicht selten in Blockaden oder Muskelproblemen. Wenn ein Wirbel bereits blockiert ist, kann der Reiter die Blockade nicht beheben. Der Reiter ist jedoch dafür verantwortlich, präventiv dem Pferd zu helfen, indem er die Muskulatur des Pferdes im Vorfeld stark genug aufbaut. Auf diesem Wege wird das Risiko minimiert, dass Muskelprobleme oder Verspannungen auftreten. Ist der Reiter noch nicht weit genug ausgebildet, das Pferd aus dem Sattel heraus unterstützend trainieren zu können, gibt es Möglichkeiten das Pferd zum Muskelaufbau vom Boden aus zu
arbeiten. Durch gezieltes Training am Boden, wie z.B. Handarbeit, Bodenarbeit aber auch Longieren, können schwächere Reiter ihre Defizite ausgleichen und das Pferd trotzdem gesunderhaltend arbeiten. Jungpferde mit Rücksicht auf die Biomechanik ausbilden. Gerade in der Ausbildung der jungen Pferde ist es sehr wichtig, Rücksicht auf die Biomechanik zu nehmen. Die Jungpferde befinden sich im Wachstum und der Körper verändert sich ständig. „Die Berücksichtigung der Biomechanik dient der Prävention und der Leistungssteigerung.“
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