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Hufrehe - Gefährliche Diagnose

Bildquelle: Google
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Hufrehe - ein häufiges Problem

 

Hufrehe ist leider kein seltenes Thema. Verbreitet in der Ponywelt, sagt man. Aber auch ein Großpferd kann es erwischen. Ich muss zugeben, in den meisten Fällen sind es wenige, Ponys sind da wirklich anfälliger.

Wodurch Hufrehe entstehen kann und wie man diese Vorbeugen und Behandeln kann, erfährst du hier.

 

 

 

 

Was Hufrehe ist:
Hufrehe (Fachbegriff: Laminitis) ist eine Entzündung der Huflederhaut, der Verbindungsschicht zwischen Hufbein und Hornkapsel. Das können Sie sich sehr vereinfacht so vorstellen, als wäre auf den Knochen(Hufbein, Strahlbein, Kronbein) ein Schuh gestülpt (Hufkapsel, ein Horngebilde); vergleichbar mit unseren Fingernägeln - beides wird durch die Huflederhaut miteinander verbunden. Die Huflederhaut ist also wie ein Klettverschluss, der Knochen und Hornschuh fest aber gleichzeitig flexibel miteinander verbindet. Wenn sich diese Klettverschluss-Schicht (also der Aufhängeapparat des Hufes) entzündet, spricht man von Hufrehe.

 

Dabei ist es erst einmal unerheblich, warum diese Entzündung ausgelöst wird. Durch die Entzündung schwillt das Gewebe an. Die Schwellung drückt dann die einzelnen Zähne der Klettverbindung auseinander (die ist allerdings nur eine von drei Theorien zur Begründung der Vorgänge im Huf). Mit der Zerstörung dieses Aufhängeapparats lockert sich der Knochen (also das Hufbein) und senkt sich in Richtung Sohle. Das nennt sich dann „Hufbeinsenkung“. Diese kann schon nach nur einigen Tagen auftreten.

Weil das Hufbein aber an einem Punkt noch durch die Sehne gehalten wird, dreht es sich bei noch stärkerem Absinken. Dies wird als „Hufbeinrotation“ bezeichnet und kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass das Hufbein unten durch die Sohle des Hufes durchbricht („Hufbeindurchbruch“). Lösen sich die Lamellen der Verbindungsschicht komplett voneinander, kommt es zum sogenannten „Ausschuhen“, das heißt, die Hornkapsel fällt ab.

Und wenn die Krankheit so weit fortgeschritten ist beziehungsweise so viel zerstört wurde, bleibt manchmal nur noch die Nottötung. Darum ist es bei einer Hufrehe (Laminitis) so wichtig, schnell und vor allem richtig darauf zu reagieren. Wie genau Sie bei einer Hufrehe reagieren können, erfahren Sie hier.

Hufrehe Arten:
Je nach Ursache bzw. Auslöser der Hufrehe unterscheidet man verschiedene Hufrehe-Arten. Die folgenden sind die bekanntesten:

 

- Futterrehe
- Belastungsrehe
- Geburtsrehe
- Vergiftungsrehe
- Hungerrehe


 

Die Arten von Rehe

 

Futterrehe

Diese Art der Hufrehe ist die am häufigsten vorkommende. Darum spricht man im Zusammenhang von Hufrehe auch oft von einer Zivilisationskrankheit. Denn Auslöser sind vor allem nicht-artgerechte Futtermittel. Das heißt alle die Futtermittel, die der natürlichen Ernährung des Pferdes mit viel Rohfaser und geringem Energiegehalt nicht entsprechen wie z:B. Heulage/Silage, zu fettes Gras, zu viel Futter auf einmal, konzentrierte Futtermittel wie Kraftfutter, Müslis und verdauungsphysiologisch unpassende Futtermittel wie Rübenschnitzel, Mais, Bananen, Melasse, Weizen und so weiter.  (Bild von Cavallo.de)

 

Belastungsrehe

Belastungsrehe ist eine Hufrehe-Art, die entstehen kann, wenn der Hufapparat unnatürlich hohen Belastungen ausgesetzt wird. Dies geschieht zum Beispiel, wenn die Hufe eine Form haben, welche das Gewicht des Pferdes nicht gleichmäßig auf alle Teile des Hufes verteilt, sondern stattdessen manche kaum belastet und andere damit überlastet. Dies kann der Fall sein bei einer angeborenen Fehlstellung bzw Hufverformung, bei Verformungen, die aufgrund von Hufbearbeitungsfehlern geschehen und bei chronischen Rehehufen, die aufgrund langer Krankheit und schwerer Hufrehe-Schübe entstehen.

Wie auch immer die Belastungsrehe entsteht, sie zeigt, wie wichtig eine regelmäßige und vor allem kompetente Hufpflege ist.

 

Hungerrehe

Der Pferde-Organismus ist auf nahezu durchgehende Nahrungsaufnahme ausgelegt. Weil dies so ist, wird z.B. dauerhaft Magensäure produziert (und nicht wie bei anderen Tieren nur dann, wenn gefressen wird.) Die Magensäure greift die Magenschleimhäute nur dann nicht an, wenn der Magen nahezu immer mit rohfaserreicher und energiearmer Nahrung gefüllt ist bzw. nicht länger als maximal 4 Stunden leer ist. Hungern Pferde und werden die Phasen ohne Nahrungsaufnahme deutlich größer als 4 Stunden entsteht im Magen ein Säureüberschuss, welcher langfristig gesehen die Wände des Verdauungsapparates zerstört, wodurch Giftstoffe in den gesamten Organismus gelangen. Außerdem verschieben sich die ph-Werte und die Bakterienflora im Verdauungstrakt, was zu einer weiteren Durchlässigkeit der Wände führt und zu einer Entgleisung des Stoffwechsels.

Auch hier setzen sich dann die entstehenden Giftstoffe in der Huflederhaut ab.

 

Das Beispiel Hungerrehe zeigt, wie unsinnig es ist, bei einer Futterrehe aufgrund von falschem oder zu viel Futter mit einer drastischen Diät mit starkem Futterentzug zu reagieren! Übergewichtige Pferde müssen sehr langsam und sehr vorsichtig abspecken, aber niemals ruckartig und niemals mit zu langen Fresspausen (idealerweise weniger als maximal 4 Stunden).


 

 

Hufrehe Erkennen: Symptome der akuten Hufrehe

Übersicht:

 

 

  1. Allgemeine Schmerzanzeichen (wie abwesender Blick, Apathie, hochgezogene, dünne Nüstern, Sorgenfalten, wenig Anteilnahme an der Umwelt usw. )
  2. Sehr vorsichtiges, langsames Gehen (Auffußen) – steif, klamm / Bewegungsunlust
  3. Kurze, flache Schritte
  4. Diffuse Lahmheit
  5. Schlechter auf hartem Untergrund
  6. Schlechter in engen Wendungen
  7. Beim Stehen Vorderbeine nach vorne raus strecken, Belastung der Hinterbeine
  8. oder Belastung der Vorderbeine (weit unter den Körper geschoben); Hinterbeine abwechselnd entlastend
  9. Kronrand geschwollen und warm
  10. Starkes Pulsieren an der Hinterseite des Fesselkopfes
  11. Schmerzhafte Sohle (Untersuchungszange)

 

 

Bild Quelle: Team HUF Ausbildung


Hufrehe-Ursachen

Die Ursachen für Hufrehe sind vielfältig, aber nicht gleichsam wahrscheinlich.

Mögliche Hufrehe-Ursachen sind z.B.:

 

  • Nicht-artgerechtes Futter / falsche Fütterung
  • Zu viel Futter auf einmal
  • Übergewicht
  • Stoffwechselerkrankungen wie EMS & ECS
  • Vergiftungen von innen und außen
  • Beschlagsfehler / Fehler bei der Hufbearbeitung
  • starkes Untergewicht (Hungerrehe)
  • Chronische Hufrehe-Hufe / anormale Hufform
  • orthopädische Probleme
  • Überlastung / Verletzungen

Die häufigsten Ursachen für Hufrehe-Erkrankungen sind in der Regel falsche Fütterung, Übergewicht, Stoffwechselerkrankungen und orthopädische Probleme / Fehlbelastungen des Hufs.

 

Die Ursachen sollten unbedingt erforscht werden, da nur dann ein Wiederauftreten der Krankheit verhindert bzw. die Hufrehe überhaupt ausgeheilt werden kann, wenn die Ursachen abgestellt sind.


Zu viel Futter auf einmal als Ursache einer Hufrehe-Erkrankung

Dass nicht-artgerechtes Futter eine Hufrehe auslösen kann, ist den meisten Pferdehaltern inzwischen bekannt. Dass aber auch zu viel Futter Ursache für eine Reherkrankung sein kann, nur wenigen. Dabei ist der Mechanismus der gleiche: Bei nicht artgerechtem Futter kommt es auf dem Verdauungswege zu Problemen, da das Futter nicht an den Verdauungstrakt, seine phWert-Zonen und sein spezielles Milieu angepasst ist. Dadurch entstehen Giftstoffe, die über die Schleimhäuten des Verdauungstraktes in den Körper gelangen und sich dann in der Huflederhaut ansammeln, die Durchblutung behindern und so eine Entzündung (Hufrehe) verursachen.

 

Es ist also sehr wichtig, dass Pferde keinen Zugang zum Kraftfutterlager haben und dass Kraftfutter nur in kleinen Einzelportionen über den Tag verteilt gefüttert wird. Wenn dies denn überhaupt nötig ist. Denn geschätzte 95 bis 99 % aller domestizierten Pferde benötigen kein Kraftfutter, um genug Energiereserven fürs Reiten zu haben. Im Gegenteil: Die meisten Pferde und vor allem Ponys werden eher überfüttert und leiden aufgrund dessen zu Energiearmut, Müdigkeit und geringer Leistungsfähigkeit!

 

Übergewicht als Auslöser einer Rehe

Menschen reagieren auf Übergewicht oft mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Pferde haben dieses Problem selten. Dafür reagieren sie mit Hufrehe auf Übergewicht. Und zwar mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit. Denn das Fett, das sich auf dem Pferdekörper ansammelt, beginnt ab einer gewissen Menge eigenständig Hormone zu produzieren. Diese Hormone bringen den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht, es werden vermehrt Giftstoffe produziert, gleichzeitig sind die Entgiftungsorgane geschwächt und langsam – das Ergebnis ist Hufrehe (und Folgeerkrankungen wie das Metabolische Syndrom bzw. Cushing).

 

Übergewicht ist also auf keinen Fall ein Kavaliersdelikt, sondern ein schweres Vergehen am Pferdekörper und ein sehr großes gesundheitliches Risiko, das die Gesundheit des Pferdes oder Ponys dauerhaft ruinieren kann. Was nicht nur furchtbar ist für das Tier selbst, sondern auch für den Besitzer mit Schmerzen, Stress und hohen Finanzausgaben verbunden ist. Denn ist die Erkrankung erst einmal chronisch, können lebenslang zu fütternde Medikamente nötig werden, die sehr viel Geld kosten. Besser ist es also für alle Beteiligten, immer ein Auge auf den Gewichtszustand des Pferdes zu haben und diesen ggf. zu regulieren.

 

Beschlagsfehler / Fehler bei der Hufbearbeitung als Hufrehe-Ursache bzw. Auslöser

Alles, was die Mechanik des Hufs und dessen Belastung verändert, kann ebenfalls eine Hufrehe auslösen. Und zwar immer dann, wenn einzelne Teile des Hufes eine unnatürlich große Belastung erhalten. Dies kann natürlich auch durch angeborene Fehlstellungen bzw. ungünstige Hufformen geschehen. Aber auch diese sollten am besten noch im Fohlenalter behandelt werden. Im Erwachsenenalter kann ein gut funktionierender Hufapparat vor allem durch Bearbeitungsfehler Probleme bekommen.

 

Untergewicht als Hufrehe-Ursache

Bei uns äußerst selten, dennoch kann paradoxerweise nicht nur Übergewicht sondern auch Untergewicht eine Hufrehe auslösen. Auf den zweiten Blick ist die allerdings gar nicht so paradox, wie man im ersten Moment denken mag. Denn ob Übergewicht oder Untergewicht, zu viel oder zu wenig Futter, beides sorgt für einen massiven Anstieg von Giftstoffen im Organismus, einem gestörten Stoffwechsel, überlasteten Entgiftungsorganen usw.

 

Chronische Hufrehe

 

Haben Pferde oder Ponys zu oft einen Hufreheschub erleiden müssen, und wurde diese nicht immer sofort und erfolgreich behandelt, ist der Huf hiervon gezeichnet. Wir erkennen chronische Hufrehe auf den ersten Blick meist an massiv veränderten Hufen sowohl in der Form (Schnabelbildung) als auch in der Oberfläche (viele Rillen). Diese Hufe sind schon so vorgeschädigt, dass allein die veränderte Form immer wieder erneut Hufrehe-Schübe auslösen kann. Dieses Beispiel zeigt, wie unheimlich wichtig eine rechtzeitige und erfolgreiche Behandlung ist, und dass die erste Rehe wirklich ausreichen muss, damit wir die Ursache finden, beheben, vorbeugen und alles tun, damit kein zweiter Reheschub dazu kommen muss. Ist die Rehe erst einmal derart chronisch, wird es ehrlich gesagt sehr schwer…

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Hufrehe Behandlung & Therapie

Bei der Behandlung der Hufrehe kommt es vor allem darauf an, so schnell wie möglich die Entzündung zu lindern, das Hufbein zu stabilisieren und die Ursachen auszuschalten.

 

Darum sollte sofort als Erstes ein Tierarzt gerufen werden. Dieser stellt die Diagnose und nimmt die Erstversorgung vor. Er gibt möglicherweise ein entzündungshemmendes Medikament, macht einen Aderlass, verordnet Kühlen und Boxenruhe und legt einen Polsterverband an. Diese Erstversorgung ist sehr wichtig und sollte schnellstmöglich initiiert werden. Sobald diese geschehen ist, können Sie sogleich naturheilkundliche Maßnahmen ergreifen bzw. Experten befragen.

 

Homöopathische Konstitutionsmittel (hierfür benötigen Sie einen "klassisch arbeitenden Homöopathen" für Pferde) können sogleich das Individuum im Ganzen unterstützen. Kräuter bzw. Heilpflanzen können ebenfalls parallel zur Medikamentengabe dafür sorgen, dass die Giftstoffe aus den Medikamenten den ohnehin geschwächten Organismus nicht noch mehr belasten sondern ausgeleitet werden. Weiterhin kann die Pflanzenheilkunde für eine gesteigerte Durchblutung im Huf sorgen (was die Heilung schneller voran treibt), den Stoffwechsel stärken und den Kreislauf unterstützen.

 

Natürlich sollte auch der Huf schonend und fachgerecht bearbeitet werden. Ausserdem gilt es Pro und Contra von verschiedenen Lösungen abzuwägen: Rehebeschlag, ja oder nein? Hufschuhe? Wie lange Polsterverband? Und so weiter. Ideal als Berater sind Huforthopäden wie z.B. Dr. Constanze Rasch (Autorin des Buches "Diagnose Hufrehe"), die sich mit dem Thema intensiv beschäftigt haben und darauf spezialisiert sind.

 

Der Grad zwischen Tierschutz und Zielführung ist hierbei nicht immer einfach einzuhalten wie man an der Frage "Schmerzmittel: Ja oder nein?" erahnen kann. Denn auf der einen Seite sind wir verpflichtet, unseren Pferden so viel Leid wie möglich zu ersparen, auf der anderen Seite hat der Schmerz eine sehr wichtige Schutzfunktion vor Überlastung des geschwächten Hufapparats. Denn ein Pferd, das keinen Schmerz spürt, denkt nicht daran, den Huf zu schonen. Dann müssen wir diese Achtsamkeit übernehmen und Maßnahmen wie z.B. Boxenruhe ergreifen.

 

Sofortmaßnahmen in der Hufrehe-Behandlung

  • Tierarzt (Hufrehe-Spezialist) verständigen
  • Hufrehe-Hufe kühlen
  • Sohlen-Polster-Verband am Hufrehe-Huf anlegen (lassen)
  • Hufrehe-Auslöser abstellen
  • Blutegel ansetzen lassen / Aderlass
  • Hufschmied/Hufpfleger informieren
  • Bewegung vermeiden  / Boxenruhe
  • Für weichen Untergrund sorgen

Tierarzt verständigen!

 

An erster Stelle der Hufrehe Behandlung steht im Akutzustand die sofortige Verständigung des Tierarztes. Bis zu seinem Eintreffen und auch nach seinem Besuch sollten die betroffenen Hufrehe-Hufe gekühlt werden. Am besten stellen Sie das von Hufrehe betroffene Bein einfach in einen Eimer mit sehr kaltem Wasser. Wenn das nicht geht, bietet sich ein Anguss-Verband an oder dauerhafte Kühlung mit einem Wasserstrahl. Außerdem sollte ein Polster aus Polsterwatte auf der Sohle angebracht werden (wie genau das funktioniert ist unter anderem nachzulesen in Konstanze Raschs Buch „Diagnose Hufrehe“).

 

Quelle für den Text: https://www.hufrehebehandlung.de/hufrehe-definition.html

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Ganzheitliche Reitpädagogin

Ganzheitliche Bodenarbeits/-Beziehungstrainerin

Viktoria Dumler

- Work in Harmony -

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